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Was ist ein ND Filter?


Ein ND Filter ist ein Filter, mit dem man in der Fotografie einen Teil des einfallenden Lichtes blockieren kann. ND Filter werden auch Neutraldichtefilter, Neutral Density Filter oder Graufilter genannt. Diese gibt es in verschieden Stärken und Systemen (Schraubfilter oder Steckfiltersystemen). Die ND Filter werden verwendet um Langzeitbelichtungen zu fotografieren.



Wofür brauche ich einen ND Filter?


ND Filter dienen dazu, die Belichtungszeit zu verlängern. Warum sollte man die Belichtungszeit nun verlängern? In der Landschaftsfotografie kommen Graufilter dann zum Einsatz, wenn man zum Beispiel Details im Wasser verschwimmen lassen will oder um den Wolkenzug aufzunehmen. Ein weiteres Beispiel ist das Fotografieren von Wasserfällen, dafür wird fast immer ein ND Filter in Verwendung mit einem Polfilter verwendet. Mit einem ND Filter kann man ein Bild erschaffen, welches das menschliche Auge so in der Realität nicht sehen kann.

 

Ein ND Filter kann aber zum Beispiel auch dann eingesetzt werden, wenn man mit offener Blende (z.B. F1.8) ein Portrait bei starkem Licht fotografieren möchte. Mit einem leichten ND Filter kannst du hier trotz Mittagssonne mit Blende F1.8 fotografieren, ohne dass das Bild überbelichtet wird. Dasselbe gilt bei der Portraitfotografie mit Blitz.


Was sind die Kriterien für ND Filter:



Die Filtersysteme

(Unterschied zwischen Schraubfiltern und Steckfiltern)


Graufilter sind als Schraub- und Steckfiltersystem erhältlich. Welches System verwendet man nun am besten? Ich persönlich hatte mit den Schraubfiltern angefangen. Jedoch ist bei den Schraubfiltern das Problem, dass wenn man verschieden Objektive verwendet, für jedes Objektiv (Durchmesser) einen separaten Filter benötigt. Wenn man dazu zusätzlich noch verschieden Stärken der Filter verwenden möchte, geht dies enorm ins Geld. Das hauptproblem für mich aber, Schraubiflter können nicht in verwendeung mit anderen Filter (Polfilter, Verlaufsfilter) kombiniert werden.


Das Steckfiltersystem hat den Vorteil, dass man lediglich die Adapterringe für die verschiedenen Objektive kaufen muss und die Filter dann aber an allen seinen Objektiven verwenden kann (ausgenommen sind teilweise Ultraweitwinkel Objektive). Zusätzlich kann bei den Steckfiltern beliebig mit Verlaufs- und oder Polfiltern ergänzt werden. Was dir in den Bildern wieder ein ganz anderer Effekt erlaubt.


Die Filter und Systeme gibt es von diversen Anbietern. Von den professionellen Hochpreisfiltern wie z. B. Lee Filters, Kase Filters, Nisi Filter oder B&W bis zu sehr kostengünstigen Filtern, die dann teilweise aber aus Kunststoff hergestellt sind und die Bildqualität verringern und sehr schnell verkratzen. Diese kann ich wirklich nicht empfehlen. Es lohnt sich hier definitiv etwas mehr zu investieren, dafür einmalig. Viele machen den Fehler, sich zuerst günstige Filter zu kaufen. Nach einer Weile merkt man dann, das die doch nicht das sind was man möchte und kauft wieder neue. Wer das Spiel 2-3 macht, kann sich von anfang an gute Qualitätsfilter kaufen mit welchen man sehr lange glücklich fotografieren wird.


Was gilt es bei Schraubfilter zu beachten:


Die Schraubfilter gibt es in verschiedenen Höhen (Dicke). Es gibt besonders dünn gebaute Filter, mit sogenannten Slim-Filterfassungen, die nicht besonders hoch vom Objektiv abstehen. Diese sind besonders gut geeignet für Weitwinkelobjektive, sodass die Ecken nicht rund und schwarz werden (Vignettierung). Willst du also einen Graufilter (ND Filter) auf einem Weitwinkel- oder Superweitwinkel-Objektiv einsetzen, dann achte auf eine Slim-Fassung. Generell empfehle ich Dir immer einen Slim Filter zu kaufen, obwohl diese etwas teurer sind.


Folgende Schraubfilter kann ich Dir empfehlen:

Die Schraubfilter von Rollei habne meiner Meinung nach das beste Preis- Leistungsverhältniss: *Rollei Filter bei Amazon



Was gilt es bei den Steckfiltersystemen zu beachten:


Bei den Steckfiltersystemen solltest du unbedingt darauf achten, das zwischen dem Filter selber und der Halterung kein Licht eindringt. Es lohnt sich hier wirklich etwas mehr zu investieren. Auch die Filter selber sollten nicht aus Kunsstoff ergestellt sein. Die Filter von Kase Filters sind z. B. aus Gorilla Glas und haben keinen Farbstich.


Folgende Steckfiltersysteme kann ich Dir empfehlen:

Mein absoluter Favoriat und das System welches ich selber verwende: *Kase Filter Wolferine System

Auch das Filtersystem von Nisi kann ich empfehlen: *Nisi Filtersystem



Variable ND Filter:


Bei den Variablen Filtern, hast du so zusagen alle Filterstärken in einem Filter. Die stärke lässt sich durch Drehen des Filters verstellen. Klingt erstmals gut und günstig oder? Ich persönlich rate aber unbedingt von diesen Filtern ab. Du hast zwar immer jeden erdenklichen Filter mit dabei und kannst Kosten sparen, das Ergebnis ist aber auch dementsprechend und wird dir nicht lange freude bereiten.


Ich vergleiche es gerne mit den Allround Reifen für das Auto (Sommer und Winterreifen). Du kannst zwar im Sommer wie im Winter mit ihnen fahren, die Reifen sind aber bei allen Bedingungnen nicht wirklich gut. Genauso ist es mit den Variablen Filtern. Wenn Du hohe Anpsrüche an deine Bilder hast, wirst Du damit nicht zufrieden werden.

 

Welche Abstufungen und Bezeichnungen gibt es?

Die ND Filter Tabelle


Die Filter sind in unterschiedlichen Stärken erhältlich. Die Filterhersteller haben dabei unterschiedliche Bezeichnungen für den Abdunklungs grad. Zum einen wird in Blenden gerechnet, zum anderen um wie viel sich die Belichtungszeit (ND) verlängert.



Mit einem ND 0.3 Filter verlängert sich also die Belichtungszeit um den Faktor zwei. Sie verdoppelt sich also. Mit einem ND 0.6 dunkelst du das Bild um 2 Blenden ab, musst also viermal so lange belichten. Eine Blende mehr verdoppelt immer die Belichtungszeit.


Welche ND Filter brauche ich nun?

Welche Filter machen für mich Sinn?


Wenn du z. B. in der Landschaftsfotografie bei Tag Belichtungszeiten zwischen 10 Sekunden und 2 Minuten erstellen möchtest, dann empfehle ich dir sicherlich einen ND 3.0 Filter? Ich verwende den ND 3.0 mit abstand am meisten.

 

Fotografieren mit ND Filter  

Welchen Filter bei Sonnenuntergang:


Bei Dämmerung, Sonnen auf- oder Untergang ist der ND 3.0 aber meistens schon zu stark.

Daher würde ich eher einen ND 1.8 oder ND 0.9 verwenden. Achtung bei direktem Sonnenlicht. Wenn du direktes Sonnenlicht hast, musst du allgemein vorsichtig mit Filtern arbeiten weil sich das Licht darauf spiegelt und unschöne Effekte geben kann.

 

Fotografieren mit ND Filter

Was gilt es bei der Fotografie mit Graufiltern zu beachten:


Ich persönlich gehe bei Langzeitbelichtungen folgendermassen vor:


Wie auch normalerweise in der Fotografie, solltest du dir genug Zeit nehmen, um dein Motiv auszusuchen. Wenn du dein Motiv gefunden hast, heisst es Stativ in der richtigen Position aufbauen, Kamera drauf klemmen und die Bildkomposition machen. Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich der ND Filter noch nicht am Objektiv. Wenn der am Objektiv aufgeschraubt ist, dann siehst du nämlich weder durch den Sucher noch das Live View irgend etwas. Also Bildkomposition machen und fokussieren.


Nun stelle ich die Einstellungen am Objektiv und der Kamera auf MF (Manuell), das ist ein sehr wichtiger Punkt, damit die Kamera nicht nach dem Aufschrauben des Filters versucht zu fokussieren und dadurch unscharfe Bilder entstehen. Falls Deine Kamera und oder das Objektiv ein Bildstabilisator hat, solltest du diesen ausschalten (übrigens immer ausschalten, wenn Du vom Stativ aus fotografierst) die Ergebnisse werden deutlich besser. Es kann sonst passieren, dass der Bildstabilisator während der Belichtung anfängt zu arbeiten und Dir damit ein unscharfes Bild beschert. Ein weiterer wichtiger Punkt ist den Weissabglich nicht auf Automatik zu belassen. Stelle diesen je nach Situation auf Bewölkt oder Sonnenschein. Auch hier kann es ansonsten passieren, dass sich der Weissabgleich während der Langzeitbelichtung verändert, was zu geringerer Qualität des Bildes führt. Die ISO Zahl sollte auch immer so tief wie möglich sein, da sonst bei einer so langen Belichtung ein erhebliches Rauschen entstehen kann. Ich persönlich verwende zu 90% ISO 50, maximal aber ISO 100 - ISO 200.


Check:

 

 

So, jetzt haben wir die Kamera für unsere Langzeitbelichtung vorbereitet. Ich persönlich schaue jetzt im Modus A,  Blendenmodus welche Belichtungszeit mir die Kamera bei meiner entsprechend gewählten Blende anzeigt (z.B. 1/30). Nun stelle ich die Kamera in den Bulb Modus und schaue auf meiner Belichtungstabelle, wie lange ich mit dem entsprechenden Filter (ND Stärke) belichten muss.


Meine Belichtungstabellen für ND 3.0 und ND 1.8 kannst Du dir gerne hier Kostenlos herunterladen:

  

<< Download Zeit- Belichtungstabelle >>

Nun kannst Du den Filter an Dein Objektiv schrauben, oder den Steckfilter einsetzen und wir sind parat für das Foto. Bitte denk daran, deine Kamera mittels Zeitauslöser oder noch besser mit einer Fernbedienung auszulösen um Verwacklungen zu vermeiden. Das A & O ist das deine Kamera ruhig steht (achte bei starkem Wind besonders darauf).


Tipp für Langzeitbelichtungen mit ND Filtern bei Sonnenuntergang:


Während Sonnenuntergang (und natürlich auch bei Sonnenaufgang) ändert sich das Licht sehr schnell. Wenn du beispielsweise kurz vor Sonnenuntergang deine Testbelichtung machst, errechnest du einen Wert für die Belichtungszeit, der der aktuellen Lichtmenge entspricht. Nun wird das Licht relativ schnell weniger, weil die Sonne untergeht. Wenn du nun einfach den errechneten Wert beibehältst, dann wird dein Bild wahrscheinlich unterbelichtet sein. Als Faustregel hat es sich als brauchbar erwiesen, in einer solchen Lichtsituation einfach ein Drittel der errechneten Zeit noch hinzu zu addieren. Auch hier gilt: Nutze das Histogramm, um danach deine Belichtung zu beurteilen und gegeben falls zu korrigieren. Genau anders herum verhält es sich bei Sonnenaufgang.